Internationale Handwerksmesse


Luther trifft Merkel
IHM 2018: Schreinermeister aus Darmstadt begeistert international mit 4.0

„Handwerk: Die nächste Generation. Wir zeigen, was kommt.“ Das Motto der Internationalen Handwerksmesse in München ist für Gerhard Luther aus Darmstadt Programm. In München gehörte der Schreinermeister zu den Vorzeigebetrieben, die sich im „Land des Handwerks“ präsentierten. Mit besonders innovativen Ideen. „Naja“, sagt Gerhard Luther und zuckt mit den Schultern. „Man muss halt dran bleiben. Die Uhr bleibt nicht stehen.“

Internationale Konzerne als Kunden

Wie weit der 70-Jährige seiner Zeit voraus ist, haben die Besucher in München bestaunt. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel war begeistert. Zusammen mit dem Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer, besuchte sie den Stand des Darmstädter Schreinermeisters. Luthers aktuelles Projekt: ein „Research-Van-Flight-Cockpit“. Übersetzt: ein Forschungs-Flugzeug-Cockpit, das Luther mit seinem Team in ein Kraftfahrzeug einbaute, um Flugzeugsteuerungstechniken der Zukunft zu testen.
„Der Kunde kam auf uns zu mit der Frage, ob wir so etwas umsetzen können“, sagt Luther. „Und das haben wir dann gemacht.“ Wirtschaft 4.0, die Schreiner-Handwerk trifft. Umgesetzt werden die innovativen Ideen internationaler Konzerne in Arheilgen, einem Stadtteil im Norden von Darmstadt.

1901 gegründet, produziert der Familienbetrieb inzwischen in vierter Generation. Die „aggressiv-moderne, emotionale Schulzeit“ prägt Luther. 1976 übernimmt er den Betrieb von seinem Vater, baut ihn weiter aus. „Das war nicht einfach“, sagt Luther. Auch die Kundenansprüche haben sich gewandelt. „Wenn man in einem Kundenbereich anfängt, in dem hochwertige Ansprüche gestellt werden, ist der betriebswirtschaftliche Teil erstmal nachrangig“, sagt Luther. „Und man braucht ein funktionierendes Team, das mitzieht.“

Mit Motivation begeistern: „Betriebe sind gefordert“

Der Erfolg gibt dem Schreinermeister Recht. Zu seinem Team gehören fünf Meister, sechs Gesellen und mindestens ein Auszubildender pro Jahrgang.
Die Klagen über die zunehmend nachlassende Qualität Auszubildender im Handwerk kennt Luther, der sich viele Jahre lang als Obermeister seiner Innung engagierte. „Da sind auch wir Betriebe gefordert“, sagt er. „Motivation ist das Beste, mit dem man einen jungen Menschen erreichen kann.“ Außerdem müsse man sich auf Neuerungen einlassen. „Alte Zöpfe braucht kein Mensch.“

Die Digitalisierung hat wie selbstverständlich in seinem Betrieb Einzug gehalten. Seit Jahren geben Luthers Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten übers Handy ein. Kundenkontakte laufen über E-Mail; neue Kunden werden übers Internet auf die Schreinerei aufmerksam oder über „Facebook“, wo er seine ausgefallenen und individuell designten Produkten zeigt. „So erreichen wir ganz neue Zielgruppen“, sagt Luther, „auch über den deutschen Markt hinaus.“ Kreativität und individuelles Design hat Luther inzwischen zu einem Alleinstellungsmerkmal gemacht. Das kommt an: Immer wieder werden Gesellenstücke seiner Lehrlinge ausgezeichnet. Die Schreinerei hat sich als Marke etabliert – und die Marke Luther ist in Darmstadt bekannt für unternehmerisches und gemeinnütziges Engagement. 2007 gab es dafür die Silberne Verdienstplakette, die höchste Auszeichnung der Stadt Darmstadt. Wie es weitergeht? Gerhard Luther lächelt. „Man muss immer aufgeschlossen bleiben“, sagt er. „Dann gehen einem die Ideen nicht aus.“