Kammerpräsidentin: Ausländische Fachkräfte schnell integrieren

Auf dem Podium des F.A.Z-Bürgergesprächs zum Thema Migration machte Handwerkskammerpräsidentin Susanne Haus deutlich, wie wichtig Arbeit für gelingende Integration sei. Das Handwerk sei Integrationsmotor der hessischen Wirtschaft. Foto: HWK
Bürokratie darf uns nicht lähmen
Kammerpräsidentin plädiert bei F.A.Z.-Bürgergespräch für Integration ausländischer Fachkräfte
Migration – und dann? Fragen und Antworten zur Zuwanderung im Jahr 2023 hat das jüngste F.A.Z.-Bürgergespräch gebracht. Mit auf dem Podium: Susanne Haus, Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main. Sie machte klar: Bürokratie dürfe nicht im Weg stehen, wenn es darum gehe, Fachkräfte für Deutschland zu finden.
Anlass für das Bürgergespräch in der Evangelischen Akademie Frankfurt auf dem Frankfurter Römerberg waren die aktuellen Beschlüsse zur Migrationspolitik, der Druck auf die Kommunen und der massive Fachkräftemangel. Neben Haus diskutierten Maneesorn Koldehofe, Leiterin des Mädchenbüros Milena in Frankfurt, mit; außerdem Dr. Reinhard Müller, verantwortlicher F.A.Z.-Redakteur für „Zeitgeschehen“ und „F.A.Z. Einspruch“, sowie Jan Weckler, Landrat des Wetteraukreises. Die Moderation hatte Manfred Köhler von der F.A.Z. übernommen.
Wert der Migration für Wirtschaft und Gesellschaft
Finden Flüchtlinge eine Ausbildungsstelle oder einen Job in unserem Land, ist das für Susanne Haus eine Win-Win-Situation. Das machte die Kammerpräsidentin im Gespräch deutlich. Die Flüchtlingskrise 2015 habe gezeigt, wie stark Handwerk integrativ tätig sei. „Das ist unglaublich bereichernd“, betonte Haus. „Allerdings darf uns die Bürokratie nicht lähmen.“
Die gezielte Einwanderung von Fachkräften sei für den handwerklichen Mittelstand ein Gewinn. Das Handwerk sei in Hessen Integrationsmotor, betonte Haus, die auch Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern ist. Sie spricht aus Erfahrung: In ihrem Betrieb in Bischofsheim beschäftigt die Maler- und Lackierermeisterin und Restauratorin selbst Mitarbeiter aus Eritrea, aus der Ukraine und der Türkei.
Allein 2015 bis 2022 wurden in Hessen insgesamt mehr als 6.500 neue Ausbildungsverträge mit Menschen mit Migrationshintergrund abgeschlossen. „Im Handwerk zählt nicht, wo man herkommt, sondern wo man hinwill“, stellte Haus klar. Auf diese Weise könnten Betriebe ihren Fachkräftebedarf besser decken. Sie ist überzeugt: Arbeit und Ausbildung können einen großen Beitrag zur Integration von Menschen leisten, die ihr Heimatland oft notgedrungen verlassen mussten. „Viele, die zu uns kommen, haben ein schlimmes Schicksal hinter sich und sind unglaublich dankbar, wenn sie bei uns in Sicherheit Fuß fassen können. Viele wollen lernen und arbeiten. Und es gibt kaum eine bessere Integrationsmöglichkeit als im Miteinander: über Arbeit und Kollegen oder in der Freizeit im Verein“, ist Haus überzeugt. A und O der Integration sei Sprache. Für viele Flüchtlinge sei dies schwierig; aber auch hier könne ein aktives Miteinander und eine zügige Eingliederung in das Berufsleben helfen.