Die "Nummer gegen Kummer"


Kammerpräsidentin besucht Handwerksbetriebe

Kammerpräsidentin besucht Handwerksbetriebe im Main- und Hochtaunus

Susanne Haus will wissen, was das Handwerk bewegt. Deshalb ist sie immer wieder im Kammerbezirk unterwegs und kommt mit Betriebsinhaberinnen und -inhabern ins Gespräch. Diesmal war die Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main zusammen mit Kreishandwerksmeister Walter Gernhard im Main- und Hochtaunus. Mit dabei: Ulrich Krebs, Landrat des Hochtaunuskreises, und Alexander Hetjes, Oberbürgermeister der Stadt Bad Homburg v.d. Höhe.



Handwerk und Politik an einem Tisch: Kammerpräsidentin Susanne Haus (2.v.li.) will miteinander Zukunft gestalten – hier im Gespräch mit Ulrich Krebs (2.v.re.), Landrat des Hochtaunuskreises, Alexander Hetjes, Oberbürgermeister der Stadt Bad Homburg (3.v.re.), Kreishandwerksmeister Walter Gernhard (3.v.li.) und Tischlermeister und Betriebsinhaber Dirk Cloos (1.v.re.) Foto: HWK

Handwerk liegt bei Dirk Cloos in der Familie, seit mehr als 100 Jahren. „Ja, es hat sich einiges getan“, sagt der Tischlermeister. Er führt den Betrieb in vierter Generation. Mit „Holzarbeiten nach Maß“ wirbt er; ca. 600 Quadratmeter Fläche, die Werkstatt ausgestattet mit modernem CNC-Bearbeitungszentrum.
Fünf Mitarbeiter beschäftigt Cloos zurzeit in der Schreinerei, plus eine Büroangestellte. Fokussiert hat er sich auf freistehende Möbel, passgenaue Einbauschränke, individuelle Einbauküchen, Holzverkleidungen, die zum Beispiel unschöne Heizkörper optisch verschwinden lassen, Treppen, Haustüren und Fenster, Verglasungen, Innenraumtüren und vieles mehr. Parallel dazu steht der Betrieb seiner Kundschaft mit einer Pietät in Sterbefällen zur Seite. Der Kundenstamm? „Meistens Privatpersonen“, sagt Cloos, plus Aufträge von der Stadt.

„Unsere Nummer gegen Kummer“, bestätigt Alexander Hetjes, Oberbürgermeister der Stadt Bad Homburg.


Platzkapazitäten erschöpfen sich

Seinem Standort mitten im Zentrum Obererlenbachs, einem Ortsteil Bad Homburgs, ist der Betrieb treu geblieben. Aber: „Wir stoßen an unsere Grenzen“, sagt Cloos, der auch Obermeister der Tischler-Innung für den Hochtaunuskreis ist. Wie ihm geht es vielen Handwerksbetrieben, deren Werkstätten in gewachsene Strukturen lokal eingebettet sind. „Eigentlich schön“, sagt Susanne Haus, „das garantiert kurze Wege.“ Aber sie weiß auch: Irgendwann sind Platzkapazitäten erschöpft, Lieferverkehr und Lärmemissionen in der Nachbarschaft nicht gern gesehen.
Oberbürgermeister Hetjes kennt die Problematik: „Das hören wir von vielen Betrieben, die ihre Bestandsflächen mitten im Ort haben“, sagt er. Handwerkerhöfe könnten hier Abhilfe schaffen, betont Susanne Haus. Best Practice-Beispiele aus München zeigten, wie begrenzte Flächen effizient und handwerkerfreundlich genutzt werden könnten. Laut Hetjes plant die Stadt Bad Homburg in Ober-Eschbach zwischen dem Massenheimer Weg und der Peterhofer Straße ein neues Gewerbegebiet. An die bestehenden Gewerbeflächen am Massenheimer Weg werden neue Flächen für gewerbliche Nutzungen planungsrechtlich gesichert; geplant ist, dass sich vor allem kleine und mittelständische Gewerbe- und Handwerksbetriebe ansiedeln und damit die Unternehmensbindung an Bad Homburg stärken.


Mit E-Mobilität Ressourcen schonen

Zweite Station der Betriebstour: Das Autohaus Weil im nahegelegenen Friedrichsdorf. Seit mehr als 30 Jahren ist der Betrieb im Hochtaunuskreis ansässig. Gerald Weil, stellvertretender Obermeister der Kfz-Innung, ist Geschäftsführer in zweiter Generation. Seiner Kundschaft bietet er Neu- und Gebrauchtwagen sowie einen Rundum-KFZ-Service; auf dem Portfolio stehen u.a. die Marken Renault, Dacia und Mitsubishi.
38 Mitarbeiter beschäftigt Weil. Seinem Betrieb machen aktuell vor allem die Einschränkungen zu schaffen, die der Krieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie mit sich bringen: gestiegene Preise, dazu Lieferengpässe und Verfügbarkeiten. Weiteres Thema: E-Mobilität, die Weil besonders am Herzen liegt. „Wir haben uns schon früh damit beschäftigt“, sagt er, „weil Umweltschutz und nachhaltige Ressourcenschonung für uns eine wichtige Rolle spielen.“ Weil macht bei „Ökoprofit“ mit; die Charta der hessischen Initiative für nachhaltiges Wirtschaften hat er ebenfalls schon unterschrieben.



Statteten auch dem Autohaus Weil in Friedrichsdorf einen Besuch ab: Landrat Ulrich Krebs, Kammerpräsidentin Susanne Haus, Kreishandwerksmeister Walter Gernhard und Geschäftsführer Gerald. Foto: HWK


Auch gute Ausbildung ist ihm ein Anliegen; „das beginnt mit Verlässlichkeit an den Schulen“, sagt er „und mit den richtigen Lehrkräften“. Fünf Azubis hat Weil aktuell; auch am Projekt „Ausbildungsbotschafter“ beteiligt er sich. „Wenn ein Betrieb sich nach außen präsentiert, bekommt er auch die Bewerber, die er will“, ist Weil überzeugt. „Betriebe profitieren davon“, bestätigt Susanne Haus. „Gute Ausbildungsleistung spricht sich rum. Es ist immens wichtig, gut auszubilden. Das liegt im ureigenen Interesse des Handwerks.“