"perform" - die Initiative für Frankfurt-Rhein-Main


17. Mai 2016: Beim Tag der Metropolregion haben die Wirtschaftskammern der Region eine Initiative zur Standortentwicklung vorgestellt.

Foto: Initiative

Mit Projekten in vier Handlungsfeldern sollen in den kommenden Jahren zusammen mit der kommunalen Ebene und den Landesregierungen der vier beteiligten Bundesländer die Potenziale der Metropolregion besser entwickelt werden. Vertreter der Bundesländer Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz sowie kommunale Spitzenvertreter sprachen sich ebenfalls für ein projektorientiertes Vorgehen aus. Wichtig sei der „Spirit der Gemeinsamkeit in der Region“, appellierten die Veranstalter an die Öffentlichkeit.  Die Initiative der Wirtschaftskammern soll unter dem Namen „PERFORM“ auftreten (www.perform-frankfurtrheinmain.de). Unter Leitung einer neu eingerichteten Geschäftsstelle sollen in den Projekte in den vier Handlungsfeldern „Mobilität und Infrastruktur“, „Gründungs- und Innovationsregion“, „Flächenentwicklung“ und „Digitalisierung“ definiert und anschließend im Dialog mit der kommunalen Ebene und den Landesregierungen sowie anderer fachlich Beteiligten konkretisiert werden. Wichtig sei dabei ein „Vorgehen auf Augenhöhe“, erklärten die Vertreter der Wirtschaftskammern, Bernd Ehinger, Präsident der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, Prof. Dr. Mathias Müller, Präsident der IHK Frankfurt am Main, und Prof. Dr. Kristina Sinemus, Präsidentin der IHK Darmstadt.
 
Axel Wintermeyer, MdL, Staatsminister und Chef der hessischen Staatskanzlei, Wiesbaden, Berthold Rüth, MdL, Vorsitzender der Enquete-Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Bayern“ und Mitglied im Vorstand der CSU-Landtagsfraktion, München, sowie Martin Orth, Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz, Mainz, plädierten dafür, dass die gleiche Augenhöhe und die gleiche Verantwortung auch zwischen beteiligten Landesregierung gelten müsse. Wintermeyer berichtete, dass die Landesregierungen von Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz parallel zu der Initiative der Wirtschaftskammern vor einigen Monaten bereits Arbeitsgruppen zu den Handlungsfeldern Wirtschaft, Verkehr und Mobilität, Kultur und Natur sowie Forschung und technologische Entwicklung aufgesetzt haben. Am Beispiel der gerade vereinbarten Kooperation der Universitäten in Darmstadt, Frankfurt und Mainz bei der Bewerbung um die Exzellenz-Initiative zeigte er auf, dass die Regierungen heute schon aktiv an gemeinsamen Projekten arbeiten. In der Kulturförderung sehe er z. B. ein weiteres Feld, wo man gemeinsam Verantwortung tragen und den Nutzen für die Bürger mehren könne.
 
Das Publikum mahnte bei einer Befragung mehrheitlich an, dass  bisher zu wenig zur Entwicklung der Metropolregion getan worden sei. Die Vertreter der Länder sowie die kommunalen Vertreter hielten es durchweg für wenig zielführend, die Vernetzung in der Region durch neue Gesetze oder Institutionen zu befördern. „Die Struktur interessiert mich nicht so sehr, wichtiger ist der gemeinsame Spirit!“ sagte Minister Wintermeyer. „Die Treiberfunktion der Kammern tut uns allen gut in der Region“, sagte er. Auch die Regierungen hätten verstanden, dass man auf Eitelkeiten verzichten müsse, damit etwas Gemeinsames in Bewegung kommt. Die Finanzierung von gemeinsamen Projekten hielten die Vertreter der Länder nicht für den entscheidenden Punkt, denn Fördertöpfe aus der EU und anderen Stellen könnten sinnvoll gemeinsam angesprochen werden.
 
Entscheidend sei die Sinnhaftigkeit des jeweiligen Projekts. Der Vertreter von Rheinland-Pfalz, Martin Orth, nannte dabei auch eine länderübergreifende Wohnbauland-Initiative. Allerdings müssten bei allen Schritten die kommunalen Ebenen einbezogen werden. Zudem sei eine Image-Aufwertung der Region von Bedeutung.
 
Michael Ebling, Oberbürgermeister Mainz, teilte mit, dass Mainz und die beiden benachbarten Landkreise Alzey-Worms und Mainz-Bingen mit der Standort-Marketing-Gesellschaft „FRM GmbH International Marketing of the Region“ Gespräche über einen Beitritt aufgenommen haben. Wenn das Miteinander sich weiter gut entwickele, werde Mainz auch einen Beitritt zum Kulturfonds FrankfurtRheinMain erwägen.
 
Peter Feldmann, Oberbürgermeister Frankfurt am Main, plädierte ebenfalls dafür, auf eine erneute Strukturdebatte über die Metropolregion zu verzichten. „Der neue Weg heißt, über gemeinsame Projekte voran zu gehen.“ Die Vorhaben müssten nun in den Kommunen praktisch angepackt werden.
 
Jochen Partsch, Oberbürgermeister Darmstadt, beschrieb Darmstadt als Brückenkopf zur Metropolregion Rhein-Neckar. Mit seiner hohen Konzentration auf die IT- und Software-Industrie sei die Stadt schon als „Silicon Valley Europas“ tituliert worden. Um diesen Status aber wirklich zu erfüllen, müsse die Region noch mehr Unternehmensgründungen erreichen. Dazu gehöre auch eine stärkere experimentelle Ausrichtung auf das, was am Markt möglich sei, und weniger die perfekte reine Produktentwicklung.
 
Jens Marco Scherf, Landrat, Landkreis Miltenberg, rief die Metropolregion dazu auf, regionale Verkehrsprojekte wie die ICE-Anbindung von Aschaffenburg mit Nachdruck im politischen Raum zu vertreten. „Wir als Bayern wünschen uns ein Signal, dass die Region aufsteht und erklärt, wir brauchen den ICE-Halt in Aschaffenburg!“ Daran würde man am bayerischen Untermain erkennen, dass dies ein fester Bestandteil der Metropolregion ist. Umgekehrt würden alle in der Region profitieren, wenn sich auch der bayerische Teil für andere Projekte, z. B. den ICE-Halt in Darmstadt, einsetzte. „Durch die Gemeinsamkeit der Ziele sind wir eine starke Region.“
 
Vertreter der Wirtschaft wie Friedbert Eder, Präsident der IHK Aschaffenburg, Holger Frank, Geschäftsführer, Sanner GmbH, Bensheim, Dr. Engelbert Günster, Präsident der IHK für Rheinhessen, Mainz, und Tilmann Wittershagen, Sprecher der Regionalen Geschäftsleitung Mitte, Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main, sprachen sich ebenfalls für ein Management der Metropolregion mittels diverser Projekte aus. Der Wettbewerb um die Fachkräfte der Zukunft findet nicht nur unter den Regionen in Deutschland, sondern zunehmend weltweit statt. Allerdings dürfe man auch nicht das „Innen-Marketing“ innerhalb der Region vernachlässigen. Die Menschen in der Region seien die ersten Adressaten aller Projekte, und diese gelte es immer mitzunehmen. 
 
Die initiative der Wirtschaftskammern erhält ihren Antrieb aus dem wachsenden internationalen Standortwettbewerb. Der Wettbewerb um Fachkräfte wird intensiver. Menschen konzentrieren sich in Zeiten des demografischen Wandels immer stärker in Ballungsräumen. „Unsere Aufgabe ist es, die Zukunftsfähigkeit der Region zu stärken. Dies wird nur gelingen, wenn alle Akteure der Region und der Bundesländer gemeinsam nachhaltige Projekte gestalten“, erklärten die Präsidenten der beteiligten neun IHKs, des IHK-Forums Rhein-Main und der vier Handwerkskammern. In den nächsten Monaten wollen sich die Arbeitsgruppen der Wirtschaftskammern nun mit den entsprechenden Stellen auf Ebene der Kommunen und der Länder verbinden und die konkreten Projekte abstimmen.
 
FrankfurtRheinMain ist mit seinen 5,5 Mio. Einwohnern und mit ca. 8 Prozent Anteil am deutschen Bruttoinlandsprodukt eines der wirtschaftlichen Kraftzentren in Deutschland und Europa. FrankfurtRheinMain bringt es auf eine jährliche Wirtschaftsleistung von 230 Mrd. Euro, etwa gleichauf mit Finnland (203 Mrd. Euro) oder Dänemark (255 Mrd. Euro). Wäre FrankfurtRheinMain eine eigene Wirtschaftsnation, würde sie im weltweiten Ranking der Volkswirtschaften etwa auf Rang 40 liegen.