Edelmetall für Teilnehmer aus dem Kammergebiet

EM-Gold und Silber bei den EuroSkills in Danzig. Handwerk perfekt: Das Kammergebiet ist bei den Europameisterschaften des Handwerks mit Spitzenleistungen präsent.

Große Bühne für die Nationalmannschaft. Foto: HWK

Große Bühne für die Nationalmannschaft. Foto: HWK

Gold für Tim Damerius


„Ein unbeschreibliches Gefühl“

Die Kammer gratuliert: Tim Damerius aus Trebur holt Gold bei den EuroSkills

 
Applaus im Haus des Handwerks in Frankfurt am Main: Tim Damerius, Land- und Baumaschinenmechatroniker aus Trebur, gewann die Goldmedaille bei den EuroSkills, den Europameisterschaften der Berufe. Sie wurden zum achten Mal ausgetragen und fanden in Danzig statt. Der 22-Jährige belegte den ersten Platz in seiner Disziplin gemeinsam mit dem Schweizer Antoine Cottens. Der EM-Titel reiht sich dabei in eine Reihe von Auszeichnungen. So ging Damerius bereits im Jahr 2021 sowohl auf Landes- als auch Bundesebene in der Disziplin Land- und Baumaschinenmechatroniker im Rahmen der „Leistungswettbewerbe des Deutschen Handwerks“ als Sieger hervor.


Gratulation in Frankfurt


Kammerpräsidentin Susanne Haus gratulierte Tim Damerius in Frankfurt zu seinem Sieg. Foto: HWK


Susanne Haus, Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, ließ es sich nicht nehmen, den Europameister nach Frankfurt einzuladen, um ihm persönlich zu seinem Erfolg zu gratulieren. Auch Hauptgeschäftsführer Dr. Christof Riess und Florian Schöll, Geschäftsführer berufliche Bildung, nutzten die Gelegenheit, ihre Glückwünsche zu überbringen und ihm im Namen der Kammer ein Präsent zu überreichen.

Damerius hatte seine Ausbildung im ATC Agrartechnikcenter in Groß-Gerau absolviert, besuchte im Zuge dessen Lehrgänge im Berufsbildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main in Weiterstadt. 

Welche Aufgaben wurden bei den EuroSkills gestellt?
Es müssen Fehler an Maschinen gefunden oder Einstellungen korrigiert werden. Der Wettbewerb ging über drei Tage. Man musste pro Tag an zwei verschiedenen Maschinen arbeiten und hatte pro Maschine drei Stunden Zeit, unter anderem waren das Bagger, Traktor und Presse. Die Aufgaben waren sehr praxisnah, der ausschlaggebende Faktor ist die Zeit. Man hat nur wenig Zeit, das macht es schwierig. Man kann teils auch schlecht selbst einschätzen, wie die Wertung wohl ausfallen wird.

Wurden Sie vom Sieg überrascht? Oder hatten Sie damit gerechnet?
Ja, ich war überrascht, ich hatte nicht damit gerechnet. Das war ein unbeschreibliches Gefühl. Die Siegerehrung war auf einer Bühne in einem Fußballstadion. Da wurden dann nacheinander Länder und Berufe aufgerufen, die jeweils für die ersten drei Plätze qualifiziert waren. Mein Beruf wurde tatsächlich als letzte der 42 Disziplinen des Wettbewerbs aufgerufen. Die Ehrung dauerte insgesamt um die drei Stunden. Als dann mein Name fiel, habe ich mich natürlich sehr gefreut. Und es waren natürlich sehr viele Zuschauer da, während des Wettbewerbs laufen auch permanent Leute um einen herum. Aber das merkt man gar nicht, weil man so sehr in seinem Tunnel ist. Wenn man dann später Bilder und Videos von all den Menschen sieht, ist das schon atemberaubend. Als am Ende des Wettbewerbs der Abpfiff war, habe ich erst all den Jubel mitkriegt und wie viele Leute da waren.

Konnten Sie sich mit internationalen Kollegen austauschen?
Ja, mit den Leuten aus dem eigenen Gewerk tauscht man sich natürlich aus, man teilt sich auch vor Ort die Zimmer. Man konnte sich da auch gut miteinander unterhalten.

Haben Sie vorab trainiert?
Es wurde vorab mitgeteilt, welche Maschinen da sein werden und um welche Aufgaben es grob gehen wird. Ich habe mir dann von den Herstellern die Unterlagen zu Reparaturen angeschaut, dafür gibt es auch eigene Portale. Das hat schon sehr geholfen. Außerdem gab es einen Experten, der auch vor Ort bewertet, mit dem ich mich vorab ausgetauscht habe. Bei Berufen wie etwa Zimmerer wird ja teils bis zu zwei Jahre vorher trainiert. Das geht bei unserem Beruf schwierig, da gibt es kein Trainingszentrum.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Wettbewerbs?
Ich wünsche mir mehr Anerkennung in der Öffentlichkeit. In anderen Ländern sind die EuroSkills deutlich präsenter, in der Schweiz gab es beispielsweise sogar Fernsehwerbung. Wäre das alles medial präsenter, könnten wir auch mehr Leute für das Handwerk begeistern.

Leistungszentren mit top-Ergebnissen



Leistungszentren machen ihren Namen alle Ehre

Fleischer und Fahrzeuglackierer werden mit Silber dekoriert


In Danzig fanden zum achten Mal die EuroSkills statt, die Europameisterschaft der Berufe. Und mittendrin: Trainer und Teilnehmer aus dem Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main in Weiterstadt. Hier sind die Leistungszentren für das Fahrzeuglackierer- wie auch Fleischerhandwerk untergebracht, die auf die Teilnahme am Wettbewerb vorbereiten.
Foto: HWK

Foto: HWK

Mariusz Dechnig ist Ausbildungsmeister und Fachzentrumsleiter der Fahrzeuglackierer in Weiterstadt, er begleitete die Meisterschaft als Trainer und auch Experte vor Ort. Britta Sicken-berger-Schwing ist in diesen Funktionen im Fleischerhandwerk tätig, war folglich ebenfalls nach Danzig gereist.
Foto: HWK

Foto: HWK

Deutsches Natioalteam erringt Top-Ergebnis


Fast 600 Fachkräfte aus 32 Nationen traten bei den EuroSkills an. Die deutsche Mannschaft bestand dabei aus insgesamt 30 Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet in 27 Wettkampfdisziplinen.

Mit 23 Auszeichnungen belegte sie am Ende den vierten Platz im Medaillenspielgel. Mit 14 Auszeichnungen in 17 Wettbewerben ist es das bislang beste Ergebnis des deutschen Teams bei den EuroSkills.

Vize Europameister der Fahrzeuglackierer ist ein Meister aus dem BTZ Weiterstadt


Johannes Brandl kehrte als gefeierter Vize-Europameister der Fahrzeuglackierer aus Danzig zurück. Der 22-Jährige, der auch seine Meisterausbildung in Weiterstadt absolviert hat, verfehlte dabei nur knapp den ersten Platz. So trennten ihn am Ende nur zwei Punkte in der Gesamtwertung von der Goldmedaille.

Pressemitteilung


 
Foto: HWK

Foto: HWK

Foto: HWK

Foto: HWK

Foto: HWK

Foto: HWK

BTZ Weiterstadt stellt den Vize-Europameister der Fleischer


Der Riedersheimer Franz Prostmeier holte die Silber im Fleischerhandwerk. Er musste sich ebenfalls knapp geschlagen geben und unterlag Ariane Aeschlimann aus Münchenbuchsee in der Schweiz.
 
Foto: HWK

Foto: HWK

Foto: HWK

Foto: HWK

Foto: HWK

Foto: HWK

Die Trainer im Interview


Die Trainer im Interview


Wie läuft der Wettbewerb grundsätzlich ab?


Mariusz Dechnig: Der Wettbewerb dauert drei Tage. Man muss sich das wie eine große Handwerksmesse vorstellen – mit ganzen Arealen nur für bestimmte Berufe. Dann werden Aufgaben aus der täglichen Arbeit gestellt, Dinge, die man auch im Betrieb macht. Bei Fahrzeuglackierern etwa Teillackierungen, Spot-Repair und Polierarbeiten. Die sind dann aber extrem auf Genauigkeit ausgelegt und es wird nicht nur das Endergebnis beurteilt, sondern der gesamte Prozess. Die Arbeitszeit ist dabei extrem kurz. Damit will man natürlich Fehler provozieren. Denn wenn man Teilnehmern auf diesem Niveau Zeit lassen würde, wäre am Ende immer alles perfekt. Es geht um Qualität unter hohem Zeitdruck.

Britta Sickenberger-Schwing: Bei den Fleischern gab es fünf Einzelaufgaben, unter anderem musste ein Rinderrücken entbeint werden. Da wurde geschaut, wie sauber das technisch gemacht wird. Doch es gibt auch Aufgaben wie etwa das Zubereiten einer Geflügel-Galantine. Da geht es um die schönste Zubereitung. Bei manchen Aufgaben geht es eben um korrekte chirurgische Kenntnisse und Schnitte, bei anderen eher um kunstvolle Gestaltung. Außerdem mussten vegetarische Grillspezialitäten und Fingerfood hergestellt werden.


Sie bewerten auch selbst mit?


Dechnig: Es wird in drei Teams bewertet. Wenn mein Kandidat an der Reihe ist, kommt ein Experte aus einer anderen Nation dazu, dann bin ich raus. Dafür beurteile ich dann später seinen Kandidaten. Man bewertet nie den eigenen.


Was wünschen Sie sich für die Zukunft:


Sickenberger-Schwing: Ich wünsche mir mehr Anerkennung. Andere Meisterschaften werden z. B. stärker über die Medien transportiert. Du beherrschst dein Handwerk perfekt und man kann darin Europa- oder Weltmeister werden. Und im Handwerk leistest du jeden Tag aufs Neue abwechslungsreiche Aufgaben. Es wäre auch eine tolle Möglichkeit, um Nachwuchs anzuwerben, wenn man das stärker publik machte.


Mehr Infos zu den EuroSkills